offener brief der k12

hier zum nachlesen. der brief wurde am 22.11.2022 um 10h der pressestelle der regierenden bürgermeisterin von berlin an der senatskanzlei übergeben.

Genossenschaftlicher Ankauf, jetzt!

Wir haben nur noch 8 Tage, um mit unseren Partnern SelbstBau e.G. und Stiftung Edith Maryon den Erhalt von 50 bezahlbaren Mietwohnungen und Ateliers mitten im Prenzlauer Berg am historischen Hirschhof zu sichern!

Sehr geehrte Frau Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey,

Berlin ist eine wunderbare Stadt. Aber es wird zunehmend schwieriger für uns Berliner und Berlinerinnen in dieser Stadt zu leben. In Berlin gehen noch immer weit mehr bezahlbare Mietwohnungen verloren, als neue errichtet werden können. Berlin steckt zunehmend im Mietenwahn fest und das geht auf Kosten von uns allen. Gilt Ihr Versprechen für ausreichend bezahlbaren Wohnraum zu sorgen nur für den Neubau oder auch dafür, ein Stück des sozial gerechten Berlins bereits heute zu sichern?

Wir brauchen eine Lösung für unsere Häuser in der Kastanienallee 12, den Ort an dem wir leben und arbeiten, binnen von 8 Tagen, bis zum 30.11.2022! Unser Antrag auf Unterstützung eines genossenschaftlichen Modells liegt seit Ende Juni (!) der zuständigen Senatsverwaltung vor:

Seitdem warten wir auf konstruktive Gespräche mit dem Senat. Erst kam monatelang gar nichts. Derweil wir die uns verbundene Erbengemeinschaft, zu deren persönlichen Nachteil, überreden konnten uns eine Schonfrist zu geben und die angesetzte Teilungsversteigerung auszusetzen. Schonfrist verstrichen, Versteigerung wiedereingesetzt. Kurz vor endgültigem Aus kommen nun – dank aktiver Unterstützung der Berliner Presse – Aussagen, dass man „im Gespräch“ stehe und „auf einem guten Weg sei” (Senatssprecher Martin Pallgen, taz, 14.11.2022). Aber alles was wir inoffiziell hören ist, dass die Vorschläge unserer Partnerin SelbstBau e.G., die im vollen Konsens mit der Hausgemeinschaft, begleitet von Häuser Bewegen GIMA Berlin-Brandenburg e.G.,ausgearbeitet wurden, immer noch nicht beachtet werden. Alternative Modelle zur Sicherung unseres Hauses wurden seitens der zuständigen Senatsverwaltung nicht gemacht.

Inzwischen ist öffentlich bekannt, dass im Genossenschaftsförderprogramm des Landes Berlin ausreichend Mittel zur Verfügung stehen um die Kastanienallee 12 zu retten. Statt einer konstruktiven Prüfung unseres Einzelfalles erleben wir in der Verwaltung eine Selbstblockade durch selbst auferlegte Richtlinien und Ausführungsbestimmungen.

Warum wird der Vorschlag, zusammen mit der SelbstBau e.G.,

  • 4 historische Gebäude,
  • über 3200m2 Mietfläche,
  • Ateliers, Galerien und Grünflächen,
  • eines Teils des aus der Wendezeit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Hirschhofs,
  • in einem einzigartigen und geschützten städtebaulichen Ensemble

klimagerecht und sozial nachhaltig für Berlin zu sichern und zu entwickeln, nicht aufgegriffen? Warum riskiert man im Senat stattdessen unsere Verdrängung? Wenn wir nicht fristgerecht Teil der Genossenschaft SelbstBau e.G. werden, sind wir Fischfutter für die Haie auf dem spekulativen Immobilienmarkt dieser Stadt.

Die K12 ist baulich und sozial eine typische Berliner Mischung: alt und jung, mit und ohne deutschen Pass, viele Geringverdienende, einige etwas Bessergestellte. Kindergärtnerin, Taxifahrer, Rentner, Angestellte, Familien, Alleinerziehende, Singles, Sozialarbeiter, Elektroingenieur, Lehramtsanwärterin, Leistungsempfänger, Architekt*innen, Künstler*innen, Solo-Selbständige; in über 50 Wohnungen und Ateliers, mit zwei Gewerben, zentral im Prenzlauer Berg. Wir haben teilweise Öfen und Außenklos, der Putz bröckelt, wir haben Freiraum, Solidarität und eine verlässliche Gemeinschaft.

Wir haben die volle Unterstützung unseres Bezirks (Bezirksstadträtin Rona Tietje, Sitzung BVV Pankow, 16.11.2022), aber auch die ist nur symbolisch, wenn im Senat keine Entscheidungen gefällt werden. Wir haben die Unterstützung der Nachbarschaft und wir selbst arbeiten seit zwei Jahren mit allen Beteiligten dafür, die K12 nicht in die Hände von Investoren gelangen zu lassen. Was bei uns konstruktiv funktioniert, scheitert bislang an dem Willen Berlins auf das Gemeinwohl zu setzen. Das kann nicht sein!

Wir gehen in den Countdown und stehen bis zum 30.11.2022 jeden Tag um fünf vor 12 Uhr vor unserem Haus und spielen Ihren Song. Wir zeigen uns öffentlich, wie wir uns schon seit Monaten auf Instagram zeigen, mit unseren Geschichten als Mieterinnen und Mieter dieser Stadt. Menschen, die Teil Ihrer Stadt bleiben wollen.

Kommen Sie vorbei, sehr geehrte Frau Regierende Bürgermeisterin, MeetTheMieters: in der K12 oder am Samstag, den26.11.2022, um 17.30h, zur Eröffnung der Open-Air Ausstellung „Das ist unser Haus“, in das Kultur- und Bildungszentrum Sebastian Haffner, veranstaltet vom Museum Pankow in Kooperation mit der K12, gefördert von draussenstadt.berlin.

Zeigen Sie Gesicht und handeln Sie! Wir tun es seit Monaten.

Setzen Sie sich mit dem Senator für Stadtentwicklung Andreas Geisel und dem Finanzsenator Daniel Wesener an einen Tisch und finden Sie eine umsetzbare Lösung zum Schutz unserer Häuser!

Genossenschaftslösung für die K12!

JETZT!

Die Hausgemeinschaft.

Hintergrund

Wer wir sind: Der K12 e.V. wurde im November 2020 gegründet, um zu verhindern, dass die Häuser der Kastanienallee 12 auf den spekulativen Immobilienmarkt fallen. Zusammen mit Häuser Bewegen GIMA Berlin-Brandenburg e.G. arbeiten wir an einer nachhaltigen, gemeinwohlorientierten und sozialverträglichen Lösung. Diese Lösung ist unter dem Dach der SelbstBau e.G. gegeben.

Teilungsversteigerung: Bereits für den 31.08.2022 angesetzt, zwei Monate nach Ersteingang des Förderantrags. Wurde ausgesetzt, um uns und der Stadt Berlin noch eine Chance für den Ankauf zu geben. Leider sieht der Rechtsweg nur eine Frist von sechs Monaten für den Aufschub vor. Die Teilungsversteigerung ist also wiedereingesetzt und kollidiert mit langsamen Verfahrenswegen und fehlender Kommunikation in Senat und Verwaltung.

Förderantrag: Wir können die K12 zusammen mit der SelbstBau e.G. nur erwerben, wenn wir Unterstützung durch die Förderkredite des Landes für den genossenschaftlichen Bestandserwerb erhalten. Ein bestehender Topf der, wie uns immer wieder versichert wurde, voll ist.

Kosten: Wir sind billig! Wir liegen bei einem Kaufpreis von 2000€/qm unter den 2021 für durchschnittlich 4500€/qm erworbenen Vorkaufshäusern im Bezirk. Und weit unter dem Durchschnitt von 7000€/qm im Quartier. Wir würden selbst nach Instandsetzung und Modernisierung unserer stark sanierungsbedürftigen Gebäude noch rund 30% unter diesem Mittel liegen.

Schutz auf Dauer: Die Mietergenossenschaft SelbstBau e.G. zeigt seit 32 Jahren, dass sie anders als private Bauträger bezahlbaren Mietwohnraum auf Dauer schafft. Deswegen wird das genossenschaftliche Wohnen im Wohnraumfördergesetz auch stark betont.

Modernisierung/Instandsetzung: Wie beim Ankauf gibt es auch zudiesem Punkt keine konstruktiven Vorschläge von Seiten des Senats. Trotz aller Möglichkeiten. Vielmehr scheint allgemein die Logik zu gelten „Nur wer bereits teuer mietet oder kauft, wird auch entsprechend gefördert.“ All das geht in vielfacher Hinsicht, unnötigerweise, auf unsere Kosten.

Unser Beitrag: Wir haben uns verpflichtet, mit unserer Mitgliedschaft in der SelbstBau e.G. Genossenschaftsanteile mindestens in Höhe des für die Förderung erforderlichen Eigenkapitals von 10% der Kaufkosten zu zahlen. Zusätzlich zu den gesetzlich möglichen Mietererhöhungen sind viele von uns weiterhin bereit, entsprechend ihrer wirtschaftlichen Möglichkeiten die Miete freiwillig, ab Kauf und bereits vor Sanierung, zu erhöhen.

Summa Summarum: Wir sind sehr günstig im Ankauf, können die Tilgung der Förderkredite bewältigen und zukünftig selbst nach den teureren Vorgaben der Senatsverwaltung wirtschaftlich sein. Aber wir brauchen mit Blick auf die Verschleppungen im Senat Unterstützung von ganz Oben für Schritt 1, den Ankauf der Häuser. Sonst ist zu Jahresende Schluss mit einem historischen Stück sozialverträglicher und gemeinwohlorientierter Berliner Mischung am Hirschhof.

Es ist jetzt an Ihnen. – Wir haben nur noch diese eine Woche!

Mehr zur K12, der Berliner Mischung am Hirschhof, und der aktuellen Situation auf instagram.com/k12.berlin sowie in der

Presse (Auszüge, bis 19.11.2022): Wie Hirschhof Mieter ihr Haus kaufen wollen, berliner morgenpost vom 17.11.2022;  Der letzte Aufstand, taz vom 14.11.2022; Hängepartie geht weiter, tagesspiegel vom 21.10.2022 ; Hirschhofanwohner flehen Senat an, tagesspiegel vom 14.10.2022;