Die Restauration von Ipe B.T. Rubinghs „Ein Pinselstrich durch die Gesellschaft“
Kunst als soziale Skulptur – dieser Ansatz von Iepe B.T. Rubing knüpfte an die Ideen von Joseph Beuys an. Rubing betrachtete seine Werke nicht als statische Objekte, sondern als dynamische Prozesse, die sich durch gesellschaftliche Interaktion veränderten. Sein bekanntes Werk „Ein Pinselstrich durch die Gesellschaft“ wurde Anfang der 2000er vor der Volksbühne in Berlin ausgestellt und später auf dem Gebäude von Platoon Cultural Management in der Schönhauser Allee platziert. Nach Jahren der Witterung wird es nun restauriert – ein Vorhaben, das weit über die materielle Erhaltung hinausgeht.
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Doch wie restauriert man eine soziale Skulptur? Das Kunstwerk, das aus expressiven Farbschichten und rohen Materialien besteht, wurde durch Umweltfaktoren stark beschädigt. Verblasste Farben, Risse und Materialermüdung stellen das Restaurations-Team vor große Herausforderungen. Eine besondere Frage ist, wie viel Veränderung erlaubt ist, ohne das Werk in seiner Essenz zu verfälschen.
Ein weiteres Dilemma: Wo soll das Werk nach seiner Wiederherstellung gezeigt werden? Soll es erneut im öffentlichen Raum aufgestellt werden, wo es weiter mit der Gesellschaft interagieren kann, oder in einem Museum konserviert werden? Rubings Konzept der sozialen Skulptur legt nahe, dass seine Kunst nicht einfach bewahrt, sondern aktiv weiterentwickelt werden sollte.
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Die Restauration von „Ein Pinselstrich durch die Gesellschaft“ ist damit mehr als eine technische Aufgabe – sie ist eine Neuinterpretation seines Erbes. Vielleicht liegt die wahre Bedeutung nicht in der Bewahrung des Werkes, sondern in der Diskussion darüber, wie Kunst in einer sich wandelnden Gesellschaft fortbestehen kann.
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Text: Holger Mayer